Musterteile 3D-Druck (AMR MODELL)

Endwagen B und Wagen D des SOB-Flirt 3 in Spur N (Foto meaTEC)

Wir haben diese Tage unsere aktuellen Musterteile aus dem Metall 3D-Druck erhalten. Gegenüber den ersten Teilen (Blog vom 08.11.2018) sind diese Teile einen sehr grossen Schritt in die richtige Richtung. Was wir konstruktiv im digitalen Modell vorbereitet haben, konnte mit wenigen Abstrichen im 3D-Druck umgesetzt werden. Und, bis auf wenige Stellen sind keine für den 3D-Druck typischen «Treppen» sichtbar. Insbesondere die Front, die mit ihren vielen in alle Richtungen gewölbten Flächen für den 3D-Druck eine riesige Herausforderung darstellt, ist annähernd perfekt. Haben wir damit unsere Produktionsmethode für die Spur N-Modelle gefunden?

Kopfform des Traverso/Flirt 3 in Spur N (Fotot meaTEC)

Kommerzielle Betrachtung

Wir haben uns schon früh in der Projektierung unserer Spur N – Modelle mit der Frage beschäftigt, was denn die Modelle kosten dürfen. Einerseits möchten wir eine (nicht kommunizierte) Obergrenze für den Verkaufspreis nicht überschreiten. Andererseits verzichten wir nur sehr ungern auf Qualitätsattribute wie «exakt massstäbliches Modell», «Metallmodell mit Details aus Guss- und Ätzteilen», um einige Stichworte aus unserer Postkarte zu erwähnen. Um das zu erreichen, ist eine sogfältige Abwägung der Produktionsmethoden unter den Gesichtspunkten der Produktionskosten vorzunehmen.

20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Kleinserienmodellen ermöglichen doch einen minimalen Einblick in die Kostenstruktur von Kleinserienmodellen. Das untenstehende Diagramm ist keine wissenschaftliche Arbeit, sondern soll veranschaulichen, wo wir uns mit der aktuellen Diskussion um Produktionsmethoden und Produktionskosten bewegen.

Ganz links sind die Kollegen anzusiedeln, die ihre (vielfach hervorragenden) Modelle weitgehend aus Ätzteilen aufbauen. Der Aufwand für die Teilefertigung ist überschaubar. In der Produktion benötigen die vielfach zusammengefalteten Ätzkonstruktionen viel Aufwand für Montage und Verputzen.

Der erste Schritt nach rechts ist der zunehmende Einsatz von Guss-, Fräs- und Drehteilen. Die Kosten für die Teilefertigung steigt an, der Aufwand für die Teilenachbearbeitung gerade bei Gussteilen ebenfalls. In diesem Bereich sind viele der bekannten und erfolgreichen Kleinserienhersteller unterwegs. Die einen produzieren in Fernost, um die Kosten tief zu halten. Die anderen haben sich mit ihren Modellen einen Kundenkreis geschaffen, welcher die höheren Preise einer mitteleuropäischen Produktion akzeptieren. Die hiesige Produktion hat zwar einen Kostennachteil, ist jedoch im Hinblick auf spezielle Kundenwünsche und den langfristigen Ersatzteilservice unschlagbar.

Wo sehen wir uns?

Wir möchten den hohen Arbeitsaufwand für die Produktion auf Basis von Ätzteilen (ganz links in der Grafik) umgehen. Gleichzeitig haben wir den Anspruch, in Europa zu produzieren. Gerade die Individualisierung (spezielle Kundenwünsche) und die langfristige Verfügbarkeit von Ersatzteilen sind für uns wichtige Gründe, die Montage im eigenen Haus zu behalten und mit ausgewählten Lieferanten in Europa zu produzieren. Doch das Durchsetzen hoher Preise aufgrund Produktionsstandort Schweiz, trauen wir uns als «Newcomer» dann doch nicht zu.

Die Möglichkeiten der Digitalisierung (3D-Druck, Rapid Prototyping, etc.) bieten in unseren Augen grosse Potenziale für den Modellbau. Wir haben uns daher auf den Weg nach rechts auf der Grafik gemacht. Das Ziel ist das optimale Verhältnis von maschineller Fertigung und der Reduktion der eingesetzten Arbeitszeit. Um so einen in unseren Augen vertretbaren Kostenaufwand für die Produktion der Modelle zu erreichen. Dass es diesen Bereich gibt, wo die Mechanisierung/Industrialisierung der Produktion auch für kleine Serien eine Kostenreduktion ermöglicht, davon sind wir überzeugt.

Dachlandschaft Endwagen B des Traverso/Flirt 3 in Spur N (Foto meaTEC)

Beurteilung der Musterteile

Die vorliegenden Musterteile sind aus fertigungstechnischer Sicht sensationell. Eine derart hohe Detailierung mit erfreulich hoher Oberflächengüte demonstriert den fortschrittlichen Stand dieser Technologie. Allerdings sind die Teile auch bei der Fertigung einer Serie sehr nah am in der Grafik der Produktionskosten dargestellte rechte Rand. Die Stückkosten sind trotz der Reduktion der Anzahl Teile und dem dadurch reduzierten Anteil der Handarbeit zu hoch. Wir müssen uns, um in der bildlichen Sprache zu bleiben, nach links bewegen. Mehrere, dafür einfach zu fertigende und montierende Teile. Immer das Ziel vor den Augen, Ihnen hochwertige Modelle mit ansprechender Detaillierung anbieten zu können. Da wir dafür die ausgetretenen Pfade der klassischen Modellfertigung verlassen haben, braucht es etwas mehr Zeit als vielleicht wünschbar wäre.

Panto-Aufnahme und Trennmesser auf dem Dach von Wagen D (Foto meaTEC)

Wir hoffen, mit diesem Beitrag einen Einblick geben zu können, wie wir unseren Job als Hersteller hochwertiger Eisenbahnmodelle verstehen. Und auch Antworten auf die unweigerlichen Fragen nach dem aktuellen Stand bei der Entwicklung der Spur N – Modelle nach Vorbild der neuen SOB-Züge geben können. Freuen Sie sich mit uns auf die Modelle, sie werden faszinierende Beispiele moderner Fertigungsmethoden sein.